Ich kann dir nicht folgen

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Du erzählst mir davon, wie dein Tag war - was du erlebt hast, was du gesehen hast. Doch irgendwann kann ich deinen Worten nicht mehr folgen. Schweife ab. Doch ist da ein Strudel an Worten in meinem Kopf - deiner Worte. Deine Stimme in meinem Ohr. Doch höre dich nicht mehr. Verstehe dich nicht. Nehme davon nichts mehr wahr. Schalte vollkommen ab. Denke darüber nach, was du gesagt hast und auf einmal kommt mir mein eigenes Leben so klein und grau vor - eintönig, jeden Tag das Gleiche - jeden Tag die selben Wände um mich herum, so als ob ich stehen geblieben wäre - und das bin ich wohl auch.

Ich habe nichts zu erzählen. Zumindest nichts, was annähernd an das rankommt, wovon du mir vorschwärmst. Ich bin neidisch - ein wenig, auf das was du erleben und sehen durftest, weil genau das mein Traum ist. Du hast meinen Traum gelebt, gesehen und gefühlt. Du bist mir ein Schritt voraus. Habe doch immer gesagt, wenn alle Stricke reißen, dann wird das mein Zufluchtsort. Doch du warst vor mir da. Weißt, wo du mich suchen musst, wenn es soweit ist. Weißt, welche Orte es anzusehen gilt. Kennst die Orte, an denen ich mich zurückziehen würde und allein sein will. 


Du erlebst Dinge, die ich erleben will. Das soll kein Vorwurf sein. Ich bin neidisch - ich gebe es zu. Doch dir nachzusehen, zu winken und dir viel Spaß zu wünschen, ist nicht mein Ding. Geschweige denn, mir mit anzusehen, dass du diese Erinnerungen später mit jemand anderem als mir teilen wirst. Eifersucht. Ich kann es einfach nicht. Ich kann dir nicht folgen. Muss mich umdrehen und gehen - nach Hause. Allein in eine Wohnung die mich ankotzt, weil sie mir mittlerweile so vertraut ist. Es kommt mir vor, als würde ich nichts als diese Wände kennen. Ich bin wohl offensichtlich stehen geblieben - nicht weiter voran gekommen, obwohl ich mehr sehen wollte. Ich wollte so viel erleben, doch jemand muss die Stellung halten. 


Und ich sehe dir an, welch' Freude du daran hast, Sachen zu erleben - rum zukommen. Doch da bin auch ich. Ich - die, die Stellung halten muss, die dir nachsieht, lächelt und winkt - am besten nichts sagt. Ich möchte dir, deine Freude nicht nehmen. Weiß, wie viel dir diese Art von Freiheit bedeutet. Doch ebenfalls weiß ich, dass auch ich irgendwann meine Flügel ausbreiten werde und auf Reise geh'. 



Bildquelle: tumblr

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